2021 Auf den Spuren der FTP-MOI in Paris

Im Sommer 2021 fand eine von einer FLINTA* Online Gruppe der BDP Sachsen organisierte Fahrt nach Paris statt.

Thematisch wollen wir einen Fokus auf den militanten Widerstand in Frankreich zur Zeit der NS-Diktatur setzen, unser Interesse bezieht sich im besonderen auf linken Widerstand in der Region Paris. Bei unseren Recherchen zum Thema sind wir auf die Groupe Manouchian gestoßen, welche vor allem in der Pariser Region aktiv war. Als bewaffnete Partisanenorganisation zählt die Groupe Manouchian zur Formation der M.O.I.-F.T.P., der Frances Tireurs et Partisans main d’œuvre immigrée und damit zum bewaffneten kommunistischen Widerstand. Im deutschsprachigen Raum ist die MOI so gut wie unbekannt. Unter anderem durch die deutsch-deutsche Teilung bzw. den kalten Krieg und den permanenten Wettlauf um die Hoheit über die geschichtliche Deutung bezüglich der NS-Zeit gibt es eine ambivalente und politisch eingefärbte Erinnerungskultur in der BRD. Dezidiert linkem, kommunistischem Widerstand zur NS-Zeit wird in den offiziellen Gedenkdiskursen wenig Beachtung geschenkt.

Auch die offizielle französische Geschichtsschreibung tut sich schwer mit bestimmten Gruppierungen der Resistance. Die M.O.I.-F.T.P. spielt dabei eine besondere Rolle. Die Mitglieder dieser außerordentlichen aktiven Gruppe waren mit einem dreifachen Stigma belegt und fanden nach dem II Weltkrieg wenig Beachtung in der offiziellen Erzählung über widerständige Gruppierungen in Frankreich. Sie bezeichneten sich nicht nur als Kommunist*Innen; die Partisan*Innen hatten zudem einen meist einen jüdischen Hintergrund und stammten mehrheitlich nicht aus Frankreich, sondern waren Arbeitsmigrant*Innen aus Italien, geflüchtete Pol*Innen, Armenier*Innen oder Ungar*Innen.“

Durch die Bildungsreise wollte die Gruppe den Schleier des Vergessens ein Stück weit lüften und sich mit linkem, migrantischem Widerstand zu beschäftigen. „Ganz besonders planen wir uns mit der Pariser Groupe Manouchian auseinander zusetzen. Die Gruppe erlangte traurige Berühmtheit durch ein Propaganda Poster, das Affiche Rouge, welches im Frühling 1944 große Verbreitung in Frankreich fand. Nachdem 23 Mitglieder der Gruppe im Dezember 1943 durch eine Brigade des französischen Geheimdienstes verhaftet wurden, wurden sie im Februar 1944 durch ein deutsches Wehrmachts-Kommando erschossen. Das daraufhin erstellte Affiche Rouge zeigte Mitglieder und Attentate der Gruppe und sollte die französische Bevölkerung davon abhalten in den Untergrund zu gehen, um mit „Terrorist*Innen und Migrant*Innen“ die politischen Verhältnisse im Faschismus zu bekämpfen.“

Innerhalb von 7 Tagen wurden verschiedene Orte des Gedenkens und der Erinnerung an migrantischen Widerstand in Frankreich besucht. Durch die Bildungsreise wurde im Austausch mit französischen Interessierten dem aktiven Widerstand zur NS-Zeit gedenkt.